Wie der niedrige EZB-Leitzins Banken hilft und Sparern schadet

Am vergangenen Donnerstag hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf ein historisches Tief von 0,75% gesenkt. Doch welche Auswirkungen hat diese Zinssenkung für die angeschlagenen europäischen Banken, die europäische Wirtschaft und für Privathaushalte? Begünstigt das Vorgehen der EZB möglicherweise eine höhere Inflationsrate?

Warum hat die EZB den Leitzins gesenkt?

EZB-Hauptsitz in Frankfurt: In der vergangenen Woche beschloss man hier eine Senkung des Leitzinses auf 0,75%. Bild: ArcCan

Die Leitzinssenkung durch die EZB bewirkt zunächst einmal, dass sich Banken zu günstigeren Konditionen Geld leihen können. Dieses „billige Geld“ haben die hoch verschuldeten europäischen Banken derzeit bitter nötig, um sich zu sanieren und ihre Liquidität aufrecht zu erhalten. Bekommen die Banken zinsgünstigeres Geld von der EZB so bedeutet dies folglich in der Regel auch, dass die Banken selbst günstigere Kredite an Unternehmen und Privatpersonen vergeben können. Das steigert die Kaufkraft und Liquidität der Bevölkerung und führt im Idealfall zu einer Ankurbelung der Wirtschaft. Auf der anderen Seite bedeuten niedrige Kreditzinsen auch niedrige Zinsen für Anlageprodukte. Anleger sind also die klaren Verlierer der Leitzinssenkung. Dies könnte die bereits seit längerem zu beobachtende Flucht in Sachwerte noch verstärken und Gold- und Silberkurs sowie Immobilienpreise weiter in die Höhe treiben.

Treibt ein niedriger Leitzins die Inflation an?

Ein niedriger Leitzins begünstigt in der Tat auch einen Anstieg der Inflationsrate. Der Mechanismus, auf dem dieser Zusammenhang beruht ist komplex. Letztlich erhöht die Zinssenkung die im Umlauf befindliche Geldmenge und die Liquidität der Bevölkerung, da es leichter und günstiger wird, Geld zu leihen. Das höhere Angebot an Geld führt – den Grundsätzen der Marktwirtschaft entsprechend – zu einem Wertverlust von selbigem. Besonders im historisch bedingt auf Inflation sensibilisierten Deutschland kann schon ein leichter Anstieg der Inflationsrate zu Panik führen und im Sinne einer sogenannten „self-fulfilling prophecy“ (selbsterfüllenden Prophezeiung) den Trend zur Geldentwertung weiter anheizen.
Den europäischen Regierungen hingegen dürfte eine Inflation sogar ziemlich gelegen kommen. Während durch die Geldentwertung der Wert der Ersparnisse der Bevölkerung schrumpfen würde, würde sich auch der Schuldenberg der EU-Staaten de facto verkleinern. Bei einer Staatsverschuldung von momentan rund 2 Billionen Euro (2.000 Milliarden Euro) bedeutet schon eine Entwertung des Euros um ein Prozent praktisch einen Schuldenerlass von 20 Milliarden Euro. Die Geldpolitik der EZB könnte also letztendlich eine Sanierung der maroden Staatshaushalte auf Kosten europäischer Sparer bedeuten.

1 Kommentar zu "Wie der niedrige EZB-Leitzins Banken hilft und Sparern schadet"

  1. na klar ist das so – der negative Realzins schadet natürlich dem (Klein-)Anleger und saniert tendentiell die Staatshaushalte.

    Nur: Da die Inflationsrate mindestens bereits seit 2003 in Europa nach unten geschwindelt wird (siehe auch: hedonistischer Preisindex) und die Staatsverschuldung trotzdem wächst, kann man vermuten, wie aussichtslos diese Strategie in der gegenwärtigen Krise ist!

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