Trotz nur noch langsam wachsender Anzahl an Internetnutzern steigen die Umsätze bei den deutschen Internethändlern weiterhin stark an. So konnten deutsche Onlinehändler im Business-to-Consumer-Segment (B2C) in den letzten Jahren nicht nur ihre Jahresumsätze stetig verbessern, sondern auch die Geschwindigkeit der Umsatzzunahme erhöhte sich von Jahr zu Jahr. Ähnlich gute Zahlen kann ansonsten nur die E-Commerce-Branche in den USA vorweisen.
Im Gegensatz zum klassischen Filial-Einzelhandel besteht im Onlinehandel für die Verkäuferseite ein entscheidender Unterschied, der sicherlich teils auch zum Wachstum der Branche beiträgt: Die Markteintrittsbarrieren sind geringer. Das Einrichten eines Onlineshops ist weit weniger kapitalintensiv als der Aufbau einer Filiale oder gar eines ganzen Filialnetzes. Daher ist es hier durchaus auch für selbstständige Einzelunternehmer möglich und attraktiv, einen Shop aufzubauen und erfolgreich zu betreiben. Besonders in Nischenbereichen, die von Branchengrößen wie Amazon oder Zalando nicht ausreichend abgedeckt werden.
Erfolgsfaktor Einkauf
Eine weitere Besonderheit des E-Commerce-Handels ist es, dass Kunden die Preise verschiedener Händler deutlich leichter vergleichen können. Innerhalb weniger Minuten können Angebote von vielen verschiedenen Händlern eingeholt werden und das günstigste ausgewählt werden. Um wettbewerbsfähig zu sein, bleibt den Verkäufern daher beim Verkaufspreis meist nur wenig Spielraum nach oben. Umso wichtiger ist es daher für diese, ihre Ware möglichst günstig einzukaufen.
Ein Großteil der in Deutschland vertriebenen Ware wird längst nicht mehr in Deutschland produziert, sondern aus Ländern mit niedrigerem Lohnniveau importiert. Wer als Händler Ware von deutschen Großhändlern kauft, erhält daher in der Regel Produkte, die seit der Produktion schon durch die Hände mehrerer Zwischenhändler und Spediteure gelaufen sind, die selbstverständlich jeweils ihre eigene Gewinnmarge auf den Warenpreis aufgeschlagen haben. Am günstigsten erhält man als Weiterverkäufer Ware daher dann, wenn man möglichst weit vorne in dieser Kette ansetzt – je nach Art der Produkte, Größe des Shops und Produktionsland lohnt sich teils sogar der Selbstimport.
Importkosten und Versicherungen
Kauft man die Ware direkt vom Hersteller im Ausland, so stellt sich zunächst vor allem die Frage, wie man diese nach Deutschland und ins eigene Lager transportiert. Beauftragt man eine Spedition, so fallen auch hier wiederum Kosten an, die die Gewinnmarge schmälern. Andererseits lohnt sich etwa die Anschaffung eigener LKWs erst ab einer bestimmten importierten Produktmenge. Auch hier kommen außerdem weitere Kosten hinzu, etwa für eine Transportversicherung der Ware und für die Versicherung des LKW selbst.
Hat man sich für einen eigenen Fuhrpark entschieden, so lohnt es sich bei der Versicherung – wie beim PKW auch – die Angebote verschiedener Versicherer genau unter die Lupe zu nehmen. Die Tarife unterscheiden sich dabei auch hier nicht nur im Preis, sondern auch im Leistungsumfang. Brems-, Betriebs- und Bruchschäden, also Schäden, die auch ohne ein Unfallereignis entstehen können, sind beispielsweise nicht in allen Tarifen mit abgedeckt. Das Einsparpotential ist hierbei nicht unerheblich, denn eine Vollkaskoversicherung für einen LKW kann unter Umständen mehrere Tausend Euro pro Jahr kosten.
Ob es sich letztlich tatsächlich lohnt, Ware selbst zu importieren, ist eine schwierige Entscheidung und von vielen individuellen Faktoren anhängig. Der erste Schritt ist stets, zunächst einmal Kontakt mit dem Hersteller aufzunehmen und auszuloten, wie groß das Einsparpotential im Einkaufspreis wäre. Daraufhin kann dann auf Basis sorgfältiger Berechnungen abgeschätzt werden, ob der Selbstimport im konkreten Fall lohnenswert ist oder nicht.