Schäuble will den Euro retten, egal zu welchem Preis

Ein großer Teil der Deutschen ist Umfragen zufolge der Meinung, dass Griechenland aus der Eurozone ausgeschlossen werden sollte. Einer Umfrage für die Bild am Sonntag zufolge vertreten ganze 78% diese Meinung. Grund ist hauptsächlich die Befürchtung, dass Griechenland nie in der Lage sein wird, die vielen aus Steuergeldern bezahlten Milliarden an Finanzhilfen zurückzubezahlen. Nach der Devise „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ sollte nach mehrheitlicher Meinung der Deutschen ein Schlussstrich unter das „Griechen-Fiasko“ gezogen werden, anstatt weitere Gelder in den maroden griechischen Staatshaushalt zu pumpen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble und das Bundesfinanzministerium sind da anderer Meinung. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel erklärte Schäuble, wie massiv die Gefahr sei, die bei einem Euro-Crash drohe. Nicht nur der gemeinsame Binnenmarkt und die Reisefreiheit wären dann bedroht, sondern auch die Wirtschaft würde massiv Schaden nehmen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble ist seit der ersten Stunde ein starker Verfechter der europäischen Gemeinschaftswährung. Nun möchte er den Euro mit allen Mitteln vor dem Zerfall retten. Bild: Euku

Eine vom Finanzministerium ausgearbeitete Untersuchung beziffere den Wachstumseinbruch für die deutsche Wirtschaft auf „bis zu 10%“, sollte der Euro auseinanderbrechen und erneut eine eigene deutsche Währung eingeführt werden. Ursächlich hierfür dürften in diesem Falle hauptsächlich rückläufige Exporte sein. Die deutsche Währung würde gegenüber den anderen dann neu eingeführten europäischen Währungen aufgrund der im Vergleich starken deutschen Wirtschaft massiv aufgewertet werden. Folglich würden Importe deutscher Güter ins EU-Ausland für die Importeure deutlich an Attraktivität verlieren. Deutschland allerdings ist in hohem Ausmaß auf seine Exportgeschäfte angewiesen.

Die Arbeitslosigkeit würde folglich, laut der erwähnten Untersuchung, erstmals die 5-Millionen-Marke überschreiten. Seit erstmaliger Erfassung der gesamtdeutschen Arbeitslosenzahlen im Jahr 2001 lag die höchste errechnete Arbeitslosenzahl bisher bei rund 4,86 Millionen im Jahr 2005. Momentan sind in Deutschland nur knapp 3 Millionen Menschen arbeitslos.

Doch trotz vom Bundesfinanzministerium gestreuten abschreckenden Horrorszenarien ist ein Zerbrechen der Währungsunion weiterin alles andere als ausgeschlossen. Zwar nahm die Wahl in Griechenland einen „eurofreundlichen“ Ausgang, doch auch die konservative neue Regierung unter Andonis Samaras will die von der EU geforderten Sparmaßnahmen nicht bedingungslos umsetzen. Unter anderem fordert man zwei Jahre zusätzlichen Spielraum, um die Sparziele zu erreichen. Eine Forderung, der man in der Bundesregierung sehr skeptisch gegenüberstehen dürfte.

Auch ein Griechenland-Austritt ist also noch immer nicht vom Tisch, genauso wenig wie seine möglichen Folgen für den Euro.

Gut möglich, dass man genau aus diesem Grund im Finanzministerium nun Schreckensszenarien streut, um die Bevölkerung auf die Wichtigkeit der Währungsunion zu sensibilisieren und weitere teure Rettungsmaßnahmen zu rechtfertigen. Im Ministerium befürwortet man, so zitiert der Spiegel einen BMF-Beamten, jede „noch so teure Rettung“ des Euros.

1 Kommentar zu "Schäuble will den Euro retten, egal zu welchem Preis"

  1. Das ist doch reine Panikmache. Schäuble hat Angst vor einem Volksentscheid und versucht deshalb, die öffentliche Meinung zu beeinflussen!

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