Nach der Veröffentlichung einer Studie über den teils mangelhaften Leistungsumfang privater Krankenversicherungen standen selbige in den vergangenen Wochen in den Medien teils unter scharfer Kritik (Finanzwelt-News berichtete). Dennoch entscheiden sich noch immer gerade Besserverdiener häufig für eine private Krankenversicherung (PKV), was durchaus nachvollziehbar ist, denn trotz aller Kritik bietet die PKV auch einige nicht von der Hand zu weisende Vorteile.
Wer kann sich privat Versichern?
Jeder Angestellte, dessen Jahresbruttoverdienst über der sogenannten Versicherungspflichtgrenze (auch: Jahresarbeitsentgeltgrenze) liegt, darf sich in einer privaten Krankenversicherung absichern. Die Pflicht zur gesetzlichen Krankenversicherung entfällt in diesem Fall vollständig. Dieses Recht auf eine private Versicherung haben auch Beamte und unter bestimmten Umständen Selbstständige und Studenten. Alle diese Personen können sich demnach entscheiden, ob sie in der gesetzlichen Kasse bleiben oder eine private Versicherung anstreben. Eine Entscheidung, die gut überlegt sein sollte, denn beide Absicherungsvarianten haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Die möglichen Nachteile mancher PKV-Tarife wurden in der bereits erwähnten Studie dargelegt, sodass wir hier nun auf die Vorteile der privaten Krankenversicherung eingehen möchten.
Die konkreten Vorteile der PKV
Die Systeme der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherungen funktionieren grundlegend unterschiedlich. So gehört die gesetzliche Versicherung zur Gruppe der Pflichtversicherungen. Sie nimmt praktisch jeden als Versicherten auf, der von Gesetz her pflichtversichert ist oder sich – so er die Möglichkeit zu einer privaten Krankenversicherung hätte – freiwillig für diesen Weg der Absicherung entscheidet. Der Beitrag aller dieser Versicherten ist in den gesetzlichen Kassen klar festgelegt. In einigen Fällen besteht lediglich die Möglichkeit eines leicht ermäßigten Beitragssatzes. Im Gegenstück dazu ist das bei privaten Krankenversicherungen anders. Wer sich auf diesem Wege absichern möchte, muss einen entsprechenden Antrag beim Anbieter seiner Wahl stellen. Dieser prüft letztlich das individuelle Risiko, das der Antragsteller für den Anbieter bedeuten würde. Je nach Alter, Geschlecht und eventuellen wesentlichen Vorerkrankungen oder Risikofaktoren wird ein Beitrag ermittelt, den der Antragsteller für eine solche Versicherung zahlen müsste. Ein pauschaler Risikobeitrag, wie es ihn im Rahmen der gesetzlichen Kassen gibt, existiert nicht. Der Vorteil für Versicherte: Wer vergleichsweise jung und gesund ist, zahlt häufig einen deutlich geringeren Beitrag als es in einer gesetzlichen Versicherung der Fall wäre. Nicht selten besteht hier also ein erhebliches Einsparpotenzial. Die für gesetzlich Versicherte übliche Praxisgebühr fällt für privat Abgesicherte im Regelfall ebenfalls nicht an. Ebenso trifft das auf Zuzahlungen für Medikamente zu.
Ebenso sind meist Sonderleistungen wie der Schutz im Ausland mit enthalten.
Wer in die PKV wechseln möchte, sollte allerdings vorher genaue Informationen einholen und sich Tarife verschiedener Versicherer ansehen. Internetvergleichsportale können hier eine große Hilfe sein.
PKV und der demographische Wandel
Der beschriebene Systemunterschied zwischen den gesetzlichen und privaten Kassen hat einen weiteren Nebeneffekt, der sich positiv für alle privat abgesicherten Personen auswirkt. Durch die erwähnte Risikoprüfung wirkt sich der demografische Wandel nicht so stark auf die finanzielle Situation der privaten Anbieter aus. Die steigende Lebenserwartung und der damit verbundene Kostenanstieg für die Kassen wird nicht eins zu eins auf alle in der Kasse versicherten Personen, sondern im Wesentlichen auf die Verursacher selbst umgelegt. Zum einen geschieht das wie erwähnt in Form eines höheren Beitrages, zum anderen jedoch können die privaten Anbieter allen Personen, die ein relativ geringes Risiko darstellen, von vornherein bessere Leistungen bieten. Diese gehen oftmals weit über den für gesetzliche Kassen vorgeschriebenen Leistungskatalog hinaus. Zudem können sich privat Versicherte häufig ihr gewünschtes Leistungspaket zusammenstellen – je nach Anbieter. Oftmals existiert ein Basistarif, dessen Leistungsumfang im Wesentlichen mit den Leistungen gesetzlicher Kassen vergleichbar ist. Wer diesen Tarif wählt, hat in der Regel die größten Einsparungsmöglichkeiten gegenüber der gesetzlichen Absicherung, allerdings eben auch nur eine Basisabsicherung. Zusätzlich kann es dann sinnvoll sein, den Leistungsumfang in bestimmten medizinischen Bereichen zu vergrößern – beispielsweise im zahnärztlichen Bereich. Private Anbieter übernehmen dann in aller Regel einen deutlich größeren Teil der anfallenden Kosten. Auch Leistungen, die in gesetzlichen Kassen gar nicht denkbar wären, können im Tarif einer privaten Krankenversicherung eingeschlossen werden.
Zusätzlich zu den angesprochenen Vorteilen bietet eine private Krankenversicherung noch weitere Vorzüge, die durchaus interessant sein können. So erhält ein Versicherter nach einer Behandlung immer eine Rechnung bzw. Leistungsaufstellung seines Arztes. Das deshalb, weil der Versicherte gewöhnlich die Kosten zunächst auslegen muss, um sie dann vom Versicherer erstattet zu bekommen. Dieses Verfahren ist zwar etwas umständlich, erhöht jedoch die Transparenz. Falsche Abrechnungen würden sofort auffallen. Auch Grenzen spielen für eine solche Versicherung keine Rolle, denn im Normalfall werden im Gegensatz zu gesetzlichen Krankenversicherungen auch im Ausland alle tariflichen Leistungen finanziell übernommen.
Wer in die PKV wechseln möchte, sollte auf jeden Fall hochwertige Tarife wählen. Die Leistungen sind das entscheidende Kriterium für einen Wechsel von der GKV in die PKV. Somit sollte ein Vergleich der Versicherer zuerst auf die gewünschten Leistungen abgestellt sein. Danach ist erst der Beitrag ein Vergleichskriterium. Der Faktor Beitragsstabilität des Versicherers sollte in die Betrachtung auf jeden Fall mit einbezogen werden.