Aufgrund des hohen Drucks, unter dem Mitarbeiter bei der Fertigung des neuen iPhone 5 stehen, kam es Freitag erneut zu Streiks in einer chinesischen Fabrik von Apples größtem Auftragshersteller Foxconn. Ein Sprecher von Foxconn bestätigte am Samstag, dass es zu Auseinandersetzungen gekommen sei, erklärte aber, dass diese inzwischen beigelegt seien und äußerte sich nicht näher zu den Hintergründen.
Die NGO China Labor Watch (CLW), die seit dem Jahr 2000 für die Rechte chinesischer Arbeiter eintritt, hatte von mehreren Tausend streikenden Mitarbeitern berichtet, es sei zu weitgehenden Produktionsstillständen gekommen. Grund seien laut CLW die hohen Anforderungen gewesen, die die Arbeiter bei der Herstellung des iPhone 5 für Foxconns Auftraggeber Apple erfüllen müssten. Sie stünden unter so hohem Druck was Fertigstellungstermine und Qualitätsanforderungen angehe, dass es schlicht unmöglich sei, das von ihnen erwartete Pensum zu erfüllen. Die hierfür meist nicht ausgebildeten Foxconn-Angestellten müssten bei der Produktion des neuen Smartphones noch genauer arbeiten als zuvor, oft komme es auf Bruchteile eines Millimeters an.
Foxconn war in den vergangenen Jahren bereits häufiger in die öffentliche Kritik geraten, meist im Zusammenhang mit Apple. Ob das an Apples besonders hohen Anforderungen liegt oder einfach daran, dass Apple derzeit stark in der Öffentlichkeit steht, ist unklar. Foxconn produziert unter anderem auch für Acer, Dell, Cisco, Nintendo und Sony.
Zuletzt war Anfang September berichtet worden, dass tausende Studenten chinesischer Universitäten zur Arbeit in einer Foxconn-Fabrik in der Provinz Jiangsu gezwungen worden seien, damit das Unternehmen seine Liefertermine einhalten konnte. Als rechtliche Grundlage habe das Unternehmen bestehende Praktikums-Verträge mit den Universitäten genutzt, die Praktika für die Studenten seien lediglich „verlängert“ worden. Ob die Vorfälle wie in den Medien berichtet mit der Produktion des iPhone 5 in Verbindung standen, ist nach wie vor nicht sicher bestätigt.
Kritikpunkte in der Vergangenheit bezogen sich außerdem auf die generell schlechten Arbeitsbedingungen bei dem taiwanesisch-chinesischen Unternehmen. Es wurde von 15-Stunden-Arbeitstagen mit kaum Pausen, festgelegten Zeiten für den Toilettengang und extremen Niedriglöhnen berichtet. Während der Arbeit bestehe Sprechverbot. Ein Werk in Shenzhen war außerdem durch wiederholte Selbstmorde in die Presse geraten. Innerhalb relativ kurzer Zeit hatten sich 11 der rund 400.000 Mitarbeiter das Leben genommen. Foxconn-Chef Terry Gou und damaliger Apple-CEO Steve Jobs versuchten sich daraufhin mit der etwas makaber anmutenden Erklärung zu rechtfertigen, 11 Suizide bei 400.000 Mitarbeitern sei weniger als der chinesische Durchschnitt.
Trotz aller Kritik sind Arbeitsplätze bei Foxconn in der chinesischen Bevölkerung relativ begehrt. Das Unternehmen beschäftigt etwa eine Million Mitarbeiter. In China kooperiert Foxconn in Form von Joint Ventures unter anderem auch mit der deutschen Elektronikmarktkette Media-Saturn.