Trotz bzw. gerade wegen der anhaltenden Krisenstimmung im europäischen Wirtschaftsraum und Rekordtiefständen bei den Zinssätzen konservativer Geldanlagemöglichkeiten raten die meisten Anlageberater dazu, zumindest einen Teil des Vermögens in Aktien anzulegen.
Auf diese Weise soll ein gewisser Inflationsschutz gewährleistet werden und langfristig soll sich der durchschnittliche Gesamtertrag der privaten Rücklagen erhöhen. Allerdings besteht bei den meisten Anlegern der Wunsch, dass sich das Risiko dieses Vorhabens in Grenzen halten sollte. So fragen sich viele, ob es nicht möglich sei, „sichere Aktien“ zur Investition zu nutzen. Doch gibt es „sichere Aktien“?
Die Antwort muss grundsätzlich lauten: „Nein“. Denn wirklich sicher sind Aktien nicht. Das liegt in ihrer Natur. Ihr Preis ergibt sich immer aufgrund der Preisbildung an den Börsen. Diese basiert letztendlich auf dem existierenden Angebot und der bestehenden Nachfrage nach dem Wertpapier. Und diese Faktoren sind kaum vorherzusehen. Zwar sind auch relativ kalkulierbare wirtschaftliche Einflüsse maßgeblich für die langfristige Entwicklung eines Unternehmens und damit seiner Aktie mitentscheidend. Doch nicht zuletzt haben auch Gerüchte und Markttrends großen Einfluss auf das Verhalten aller Marktteilnehmer. Besitzer von Aktien können beispielsweise bei Kursschwankungen unter Umständen sehr schnell nervös werden und stoßen ihre Papiere dann ab. Ein deutlicher Kursverfall, der allein anhand des tatsächlichen Unternehmenswertes nicht zu begründen ist, wäre die Folge, da das Angebot die Nachfrage plötzlich deutlich übersteigen würde.
Aktien können also nie als absolut sicher gelten. Börsenbriefe, welche manchmal vor allem Anteilsscheine auffällig kleiner Unternehmen als „todsicher“ anpreisen, versprechen schlichtweg „das Blaue vom Himmel“. Vermutlich besteht in diesen Fällen nicht selten die Absicht, den Kurs künstlich positiv zu beeinflussen.
Und dennoch gibt es Unterschiede!
Obwohl es definitiv keine sicheren Aktien gibt, existieren Unterschiede zwischen den Anteilsscheinen verschiedener Aktiengesellschaften. So schwanken einige davon stärker, während andere weniger heftigen Kursbewegungen ausgesetzt sind. Man spricht in diesem Zusammenhang von der sogenannten Volatilität – also der Schwankungsbreite eines Aktienkurses. Unterliegt der Schein stärkeren Schwankungen, ist das Papier grundsätzlich als risikoreicher einzuschätzen. Denn nach getätigter Investition setzten Anleger ihr Geld auch entsprechend größeren Wertschwankungen aus. Ein plötzlicher Kursrutsch nach erfolgtem Aktienkauf kann (zwischenzeitlich) zu deutlichen Verlusten führen. Muss der Anleger in dieser Situation seine Aktien verkaufen, so sind die Verluste realisiert. Aus diesem Grund sollten gegebenenfalls eher schwankungsarme Aktien genutzt werden.
Ein weiteres Kriterium für eher konservative Aktien ist der sogenannte Buchwert eines Anteilsscheins. Der Buchwert spiegelt den Wert wieder, den eine Aktie aktuell rechnerisch am Wert des Unternehmens verbrieft. Würde man die Aktiengesellschaft plötzlich auflösen, so würden alle Besitzwerte derselben genutzt, um zunächst die offenen Verbindlichkeiten zu begleichen. Schließlich würde der Restwert auf alle Eigentümer – also auch auf die Aktionäre – verteilt. Aus dieser theoretischen Verfahrensweise ist abzuleiten, dass Aktien mit relativ hohem Buchwert für ihren Besitzer ein vermeintlich geringeres Risiko bedeuten. Denn liegt der Buchwert relativ nahe am Börsenwert der Aktie, sollten Schwankungen nach unten recht überschaubar bleiben – zumindest theoretisch. Lediglich in Extremsituationen – zum Beispiel bei großem Verkaufsdruck durch Panik an den Börsen – kann der Wert einer Aktie deutlich unter ihren rechnerischen Buchwert fallen.
Stichwort: „Blue-Chips“
Als sogenannte Blue-Chips werden die Aktien der jeweils größten Aktiengesellschaften eines Landes bezeichnet. Sie sind in den Hauptindizes des nationalen Aktienmarktes gelistet und gelten zumeist auch als die umsatzstärksten Firmen. Diese Aktien sind es, die man durchaus als relativ konservativ ansehen kann. Von einer sicheren Aktienanlage kann man jedoch trotzdem nicht sprechen, denn auch Blue-Chips können zum Teil große Kurschwankungen aufweisen. Vor allem in außergewöhnlichen Situationen kann dies vorkommen. So hat sich zum Beispiel der Kurs des im DAX gelisteten Unternehmens RWE nach der Reaktorkatastrophe im Jahre 2011 fast halbiert – trotz des Status einer Blue-Chip-Aktie. Dennoch sind die Schwankungen solcher Werte im Allgemeinen geringer als die kleiner bis mittelgroßer Aktiengesellschaften.