Als eines der wichtigsten und flexibelsten Zahlungsmittel haben sich Kreditkarten für viele als unverzichtbarer Alltagsbegleiter erwiesen. In Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten die Anzahl der ausgegebenen Karten um einiges angestiegen. So berichtete die Bundesbank, dass 2021 für 10 Bundesbürger rund 19,2 Karten im Umlauf sind. Das beinhaltet jedoch auch Debitkarten. Schaut man ausschließlich auf Kreditkarten, sieht man eine wesentliche Zurückhaltung – Hier kommen auf 10 Bundesbürger rund 4,6 Kreditkarten, darunter ~3,9 Charge Karten und ~0,7 „echte“ (also Revolving-) Kreditkarten. Doch warum besitzen manche überhaupt keine Kreditkarte und manche so viele? Was sind die Vorteile von mehreren Kreditkarten und wo liegen die Risiken? Wir haben uns in diesem Artikel genau damit befasst und verschiedenste Statistiken verglichen.
Inhaltsangabe
Wer besitzt mehrere Kreditkarten?
Der Besitz einer und mehrerer Kreditkarten ist, laut einer Studie von Statista (zusammen mit IfD Allensbach), stark gebunden an das Einkommen der Person. So sind Haushalte mit einem Nettoeinkommen unter 3.000 € deutlich unterversorgt mit Kreditkarten (im Vergleich zum Anteil der Bevölkerung), während Haushalte mit einem Nettoeinkommen von über 3.500 € wesentlich mehr Kreditkarten proportional zum Erwartungswert besitzen. Die Gründe hierfür sind vielseitig, jedoch könnten einige Gründe hierfür sein:
- Dass eine Kreditkarte nur an Personen ausgegeben wird, die eine ausreichend stabile Bonität nachweisen kö Personen mit niedrigem Einkommen sind statistisch gesehen öfter auch mit einer negativen Zahlungshistorie verbunden;
- dass echte Kreditkarten (also mit einer Kreditfunktion) häufig mit einer Jahresgebühr verbunden sind, was bei Haushalten mit niedrigerem Einkommen das Budget proportional mehr belastet;
- oder dass die Kreditkarten immer noch mit dem Stigma der „Schuldenfalle“ belastet sind – ein Vorurteil, das in Haushalten mit höherem Einkommen entweder einfacher ignoriert werden kann oder als nicht-wahr eingestuft wird.
Schauen wir nun mal genauer über die Gründe, warum einige Verbraucher mehr als eine Kreditkarte führen, was dies für diese bedeutet und welche Vor- und Nachteile diese Entscheidung bringt.
Werte maximieren mit mehreren Kreditkarten
Der Wert einer Kreditkarte ist nicht auf den ersten Blick zu sehen oder zu berechnen. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel aus allen Leistungen, Kosten, Konditionen und Möglichkeiten, die Ihnen die Karte zur Verfügung stellt, was das finale Preis-Leistungs-Verhältnis definiert.
Grundsätzlich hat jede Kreditkarte ein eigenes Leistungspaket und eine eigene Kostenstruktur. Wer also mehrere Kreditkarten hat, möchte damit in den meisten Fällen mehrere Vorteile von mehreren Karten nutzen und ist im Gegenzug mit den damit zusammenhängenden Mehrkosten einverstanden. Das persönliche Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier also. Je nach Art der Kreditkarte ist es wahrscheinlicher, dass ein bestimmtes Paket an Leistungen inbegriffen ist. Somit erhält man mit einer Reisekreditkarte etwa Versicherungen und Vorteile für Flüge und Reisen, während Bonuskreditkarten Leistungen bieten, die Ihren Einkauf absichern und belohnen. Wer das Beste aus beiden Welten haben möchte, kombiniert also Karten. Die meist kombinierten Arten von Kreditkarten und die Merkmale eines guten Exemplars sind dabei:
Reisekreditkarten:
- Bieten meist Versicherungen für Flugreisen
- Verringerte oder keine Gebühren in Fremdwährungen
- Visa oder Mastercard für höchste Akzeptanz
- Eventuelle Einbindung in Airline- oder Hotelbonusprogramm
Shoppingkreditkarten:
- Primäre Versicherung hier ist ein Shoppingpaket (meist mit Umtausch- und Schadenversicherung)
- Cashback auf „Retail-Kategorie“ der Verkäufer
- Versicherungen bei Eventtickets
Bonus- & Cashback-Kreditkarten:
- Gebunden an ein Bonusprogramm (Payback, Membership Rewards etc.)
- Alle Kartenumsätze generieren Punkte
- Punkte können einfach & effizient in Prämien, Werte oder Leistungen eingetauscht werdenAuch wenn aktuell „Einzelhändler […] zunehmend auf eigene Rabatt-Apps [setzen]“, sind die größeren Programme immer noch weitgehend verbreitet und können durch cleveren Einsatz erheblichen Wert schöpfen.
Premiumkreditkarten:
- Eine Kombination aus vielen Vorteilen
- Luxus-Leistungen wie Lounge-Zugang und Concierge-Services
- Hohe Kosten und meist Gebühren auf Auslandszahlungen
Wer also die Vorteile einer Kreditkarte für eine bestimmte Lebenssituation einsetzt, versucht meistens, mit einer zweiten Karte, einen anderen Lebensbereich abzudecken. Sind Sie etwa oft im Ausland unterwegs, lohnt sich eine gute Reisekreditkarte, um Gebühren und den Umtausch von Bargeld zu vermeiden – Zuhause in Deutschland bringt diese jedoch weniger. Hier verlässt sich der Verbraucher dann meist auf eine andere Karte, die im täglichen Gebrauch bessere Leistungen bringt. So können Sie etwa mit einer Karte mit Bonussystem Punkte sammeln, durch jeden Umsatz oder mit einer Kreditkarte Zahlungen flexibler gestalten. Generell ist der Punkt der Flexibilität einer der wichtigsten für Verbraucher.
Finanzielle Flexibilität als eine wichtige Leistung
Eine Kreditkarte ist eines der wichtigsten persönlichen Finanzwerkzeuge, die jedermann im Portemonnaie haben kann. Dabei unterscheidet man jedoch zwischen zwei verschiedenen Arten von Karten, welche eine unterschiedlich große Menge an Flexibilität einräumen.
Mit Revolving Kreditkarten erhalten Sie maximale finanzielle Flexibilität – denn hier haben Sie die volle Kontrolle darüber, wie und wann Sie Ihre Einkäufe bezahlen. Wenn Sie mit Ihrer Revolving Kreditkarte im Laden oder Online bezahlen, wird der Betrag, anders als bei einer Debitkarte, nicht sofort mit Ihrem Konto verrechnet. Hier erhalten Sie einen Kreditrahmen durch die Karte zugewiesen, welchen Sie erst mit Erhalt der Kreditkartenabrechnung begleichen müssen. Mit einer Revolving Karte können Sie diesen Betrag auch in Raten begleichen, was Ihre Zahlungsobligation auf einen längeren Zeitraum aufsplittet. Da Sie hier von einem echten Kredit Gebrauch machen, entstehen hierbei selbstverständlich Kosten in Form von Zinsen, die auf den ausstehenden Betrag angerechnet werden. Je nachdem also wie hoch die Zinsen sind, muss man selbst die Entscheidung treffen, ob das Zahlen auf Raten hier die beste Option für Sie ist.
Zu unterscheiden ist hier zwischen dem Nominalzins und Effektivzins – beide werden vor Beantragung Ihrer neuen Karte deutlich angezeigt. Der Nominalzins selbst ist dabei im Effektivzins enthalten, welcher die echten Kosten des genommenen Kredits widerspiegelt.
Möchten Sie die finanzielle Flexibilität einer Kreditkarte genießen, jedoch ohne den Extrakosten durch Zinsen ausgesetzt zu sein, dann kann eine Charge Karte die bessere Option sein. Hier bezahlen Sie auch aus dem Kreditrahmen der Karte und müssen den Betrag nicht direkt auf dem Konto haben, jedoch können Sie den Betrag nicht in Raten bezahlen. Am Stichtag wird der gesamte Betrag dann von Ihrem hinterlegten Konto abgebucht – bis dahin jedoch lassen sich Zahlungsobligationen verschieben. Das ist besonders nützlich, wenn Sie bis zum Gehaltseingang einen größeren Einkauf tätigen möchten, diesen jedoch vor dem Gehalt nicht ganz leisten können oder wollen (aufgrund von zeitnah gewünschter/benötigter Liquidität).
Ein Grund dafür, mehrere Kreditkarten verschiedener Art zu haben, kann also auch der Wunsch nach mehr finanzieller Flexibilität zu sein. So können Sie etwa mit Ihrer Charge Karte Einkäufe tätigen, die Sie erst nach einem Monat (oder je nach Karte später) bezahlen möchten, und haben parallel noch eine zweite Revolving Kreditkarte in Ihrem Portfolio, dass Sie für den Kauf auf Raten verwenden. Mit der ersten wickeln Sie also Alltagseinkäufe ab, während Sie die Zweite für unregelmäßige, größere Anschaffungen verwenden, die Sie in Raten zahlen möchten.
Das sagt die Schufa zu mehreren Kreditkarten
Die Schufa ist Deutschlands größte Kreditauskunftei und berät so gut wie alle großen deutschen Banken und Unternehmen, wenn es darum geht, die Kreditwürdigkeit von Personen und Firmen zu bestätigen. Ausschlaggebend für Ihre Kreditwürdigkeit sind einige Faktoren, darunter:
- Die Anzahl an lang gehaltenen Girokonten (positiv)
- Immobilienkredite (positiv)
- Ratenkredite (Negativ)
- Zahlungsausfälle (Negativ)
- Onlinekäufe auf Rechnung (Negativ)
Die Anzahl der Kreditkarten ist eine eigene Kategorie und ist nicht kategorisch als positiv oder negativ einzuschätzen. Jedoch gibt die Schufa an, dass sich die Anzahl der gehaltenen Karten definitiv auf Ihre Bonität auswirkt.
Haben Sie 0 bis 2 Kreditkarten in Ihrem Portfolio, wirkt sich das Positiv auf Ihre Bonität aus. Das ist nur der Fall, wenn Sie auch die zugehörigen Abrechnungen pünktlich und vollständig begleichen. Schwerer wird die Situation, wenn Sie drei oder mehr Kreditkarten besitzen, da die Schufa hier Ihre Kreditwürdigkeit aufgrund von dem darunterliegenden statistischen Modell herunterstuft. Die Auswirkung hiervon ist anfänglich nicht groß, wächst jedoch mit zunehmenden Karten. Das Erlangen oder Kündigen einer Kreditkarte kann also, je nach Situation, eine gute Strategie zur Verbesserung Ihrer Kreditwürdigkeit sein.
Fazit – Mehrere Kreditkarten verantwortungsbewusst nutzen
Egal, ob Sie die Extras und Leistungen mehrerer Karten kombinieren, oder ob Sie Ihre Liquidität jederzeit beibehalten oder ob Sie schlicht Ihre Kreditwürdigkeit verbessern möchten – es gibt zahlreiche Gründe mehrere Kreditkarten zu führen. Wie Sie sich letztlich entscheiden, Ihr Portfolio aufzubauen, liegt ganz bei Ihnen, jedoch sollten Sie immer die Vor- und Nachteile der Karten beachten. Seien es die Kosten, Zinsen oder Nutzungsgebühren; egal, wie Ihr Portfolio strukturiert ist, erhalten Sie immer einige Vorzüge und müssen auf die negativen Aspekte achten.