Die Berliner „dapd Nachrichtenagentur“ meldete nach eigenen Angaben am gestrigen Dienstag (02.09.2012) beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz an. Die Nachrichtenagentur war erst im Jahr 2010 als Zusammenschluss des ddp (Deutscher Depeschendienst) mit der deutschen Sparte der US-Agentur Associated Press (AP) gegründet worden. Die nun auf den Monat genau zwei Jahre später eingereichte Insolvenz kam relativ unerwartet. Das Unternehmen hatte zuletzt zahlreiche neue Mitarbeiter eingestellt und beschäftigte zuletzt etwa 380 Redakteure. Unter anderem war auch eine Expansion nach Frankreich angekündigt worden.
Mit dem Insolvenzantrag legte auch Cord Dreyer sein bisheriges Amt als Geschäftsführer nieder. Nachfolger ist der Rechtsanwalt und Insolvenzexperte Wolf-Rüdiger von der Fecht, der nun prüfen soll, ob das Unternehmen durch Umstrukturierungsmaßnahmen wieder geschäftsfähig gemacht werden kann. Dreyer soll indessen bis auf weiteres weiterhin als Chefredakteur tätig sein.
Grund für die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens seien vor allem die hohen Personalkosten gewesen, so von der Fecht. Eine erfolgreiche Sanierung hält er jedoch für durchaus möglich.
Insolvent sind genau genommen nicht alle Unternehmenszweige des dapd-Verbundes. Gestern meldeten nur die unter den Namen „dapd Nachrichtenagentur“ und „dapd Nachrichten“ firmierenden Gesellschaften Insolvenz an, sechs weitere sollen am 4. Oktober folgen, darunter der erst kürzlich gegründete Sportnachrichtendienst. Nicht betroffen seien jedoch die dapd Media Holding AG und weitere 18 zum dapd-Verbund gehörige Gesellschaften.
Größter Konkurrent der dapd ist die Deutsche Presse-Agentur dpa, die derzeit Marktführer unter den deutschen Nachrichtenagenturen ist. Dieser dürfte die Pleite der dapd gelegen kommen. In der Vergangenheit hatte es wiederholt Rechtsstreitigkeiten zwischen den Unternehmen gegeben. So gab es beispielsweise einen gerichtlichen Streit, wer das Auswärtige Amt mit Nachrichten versorgen dürfe. Das Amt hatte sich aufgrund des günstigeren Preises für die dapd entschieden, wogegen die dpa erfolglos klagte.
Auch nach einem möglichen kompletten Aussscheiden der dapd Nachrichtenagentur bliebe der Wettbewerb in der Branche in Deutschland groß. Mit bekannten Namen wie Reuters, enp, KNA, und AFP wären auch dann noch zahlreiche starke Wettbewerber am Markt.
Genau bei diesen sieht die dapd auch zumindest teilweise den Grund für ihr scheitern: Die Konkurrenten bekämen teils massive Subventionen von verschiedenen Stellen. So bekomme beispielsweise die französische AFP (Agence France-Presse), die auch im deutschen Markt vertreten ist, Gelder von der französischen Regierung, die dpa erhalte Zahlungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die dapd habe so keine Möglichkeit gehabt, sich am Markt durchzusetzen.