Beim börsennotierten Schnäppchenanbieter Groupon lief am vergangenen Freitag die Sperrfrist für die Aktien von Groupon-Angestellten und anderen Aktienbesitzern mit Insiderkenntnissen aus. Bis zu diesem Zeitpunkt, war es diesen Aktieninhabern nicht möglich, ihre Aktien zu verkaufen. Eine solche Sperrfrist ist besonders bei Belegschaftsaktien generell üblich und soll verhindern, dass der Aktienkurs in der Anfangsphase nach einem Börsengang durch den Verkauf großer Aktienpakete geschwächt wird. Nach Ablauf der Frist ist nun genau dies bei der Groupon Aktie doch noch eingetreten: Viele der nun nicht mehr an die Sperrfrist gebundenen Aktionäre verkauften ihre Anteile und sorgten so für einen Kursverlust von knapp 9% auf aktuell 9,69 US-Dollar.
Fehlt den Mitarbeitern das Vertrauen ins eigene Unternehmen?
Groupon hat schon seit einiger Zeit Probleme mit fehlenden Gewinnen, abnehmender Dealqualität und unzufriedenen Mitarbeitern (Finanzwelt-News berichtete). Es erscheint daher wenig verwunderlich, dass den Mitarbeitern des Rabattportals scheinbar das Vertrauen zum eigenen Arbeitgeber fehlt, um die Aktie nach Fristende weiterhin zu halten. Ob weitere Verkäufe stattfinden werden und der Kurs so noch weiter fallen wird oder sich dieser wieder stabilisieren und vielleicht sogar erholen wird, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Schlechte Dealqualität ruft Konkurrenten auf den Plan
Sowohl hinsichtlich der Qualität der angebotenen Waren, als auch hinsichtlich der Höhe der gewährten Rabatte scheint es bei Groupon weiter bergab zu gehen. So erschien beispielsweise der kürzlich betriebene Verkauf von Ehrendoktor- und Professoren-Titeln nicht nur einigen Usern von vorn herein eher unseriös, sondern rief auch die Berliner Behörden auf den Plan. In Berlin ist der Verkauf von Hochschultiteln und Titeln, die Hochschultiteln ähnlich sind, seit einer Änderung des Hochschulgesetzes im Jahr 2011 nämlich nicht mehr erlaubt. Groupon droht ein Gerichtsverfahren und eine hohe Geldstrafe.
Auch sind die Angaben über die Höhe des gebotenen Rabattes weiterhin teils irreführend. So bietet Groupon derzeit beispielsweise das „Blaupunkt BassPack 2011 Tube“, ein Set aus einem Subwoofer und einem Verstärker, für „94,95 statt 289 €“ an. Der Kunde erwartet also einen Rabatt von satten 67%. Mit wenigen Klicks jedoch findet man das gleiche Set im regulären Verkauf beim Elektronik-Versandhändler Conrad für nur 129 Euro. Auf diesen deutlich realistischeren Marktpreis bezogen beträgt der Groupon-Rabatt plötzlich nur noch etwa 26%. Einen solchen Rabatt kann man mitunter auch bei den immer beliebter werdenden Konkurrenzanbietern bekommen, bei denen die Gutscheine nicht extra gekauft werden müssen, sondern kostenlose Gutscheincodes gesammelt und veröffentlicht werden.
Vielleicht ein erster Schritt Groupons, um gegenzusteuern und künftig wieder hochwertigere Deals anbieten zu können, ist die angekündigte Einführung eines mobilen Kartenlesers, den man Kunden gegen relativ günstige Gebühren zur Verfügung stellen möchte, um Zahlungen einfacher abwickeln zu können. Groupon tritt damit in Konkurrenz zum vor zwei Jahren gegründeten Unternehmen Square und erhofft sich durch den Einsatz der neuen Technologie sicherlich auch, bessere Deals mit seinen Geschäftspartnern aushandeln zu können.
Der Kursverlust am Sperrfristende könnte wohl doch eher nur ein Zufallsphänomen gewesen sein: Aktuell ist der Aktienkurs wieder auf 10,62 Dollar gestiegen, hat also etwa wieder den Ausgangswert kurz vor Ende der Sperrfrist erreicht. Ganz so schlecht wie ihr es in euren Artikeln darstellt steht es um Groupon meiner Meinung nach gar nicht. Ich denke, dass Groupon durchaus nach Ende des starken Expansionsbestrebens in der Lage sein wird, deutliche Gewinne einzufahren.