Den genauen Kursverkauf einer Aktie vorhersehen kann niemand. Doch mittels Chart- und Fundamentalanalyse kann dies zumindest ansatzweise gelingen. Wir möchten die beiden Methoden kurz vorstellen und deren unterschiedliche Einsatzgebiete aufzeigen.
Wer Kapital anlegt, hat derzeit ein großes Problem – die Zinssituation an den Geld- und Kapitalmärkten. Das Zinsniveau ist aktuell so niedrig, dass mögliche Zinserträge oft unter der Inflationsrate liegen. Auch Anleger bekommen das deutlich zu spüren, denn Banken und Sparkassen passen die von ihnen angebotenen Zinsprodukte natürlich entsprechend an. So suchen viele Privatanleger nach vielversprechenden Alternativen. So mancher erfahrener Anleger nutzt diese Miesere, um (wieder) in Aktien zu investieren. Allerdings gilt es in diesem Falle immer, in der Vielfalt der vorhandenen Anteilsscheine ein möglichst vielversprechendes Papier zu lokalisieren. Die am weitesten verbreiteten Techniken dazu sind Chart- und Fundamentalanalyse.
Die Chartanalyse
Im Rahmen der sogenannten Chartanalyse (auch „technische Analyse“) wird versucht, anhand der bisherigen Kursentwicklung einer Aktie Rückschlüsse auf zukünftige Entwicklungen zu ziehen. Dazu wird der Chart – also der Kursverlauf – der Aktie ausgewertet. Dabei werden im Zusammenhang mit der Chartanalyse verschiedene Signale erkannt, die auf eine zukünftige Auf- bzw. Abwärtsbewegung des betreffenden Kurses hindeuten können. Die wohl bekanntesten Signale sind Widerstände. Diese stellen ein bestimmtes Kursniveau dar, an dem sich eine Aktie mehrfach nach oben bzw. nach unten hin abgestoßen hat. Eine entsprechende Über- bzw. Unterschreitung dieses Wertes ist im Betrachtungszeitraum demnach nicht vorgekommen. Nähert sich der Kurswert des beobachteten Papiers wieder einem Widerstand, geht die Chartanalyse zunächst von einem weiteren Abstoßen aus. Sollte ein solcher Widerstand jedoch durchbrochen werden, kann man von einem deutlicheren Auf- bzw. Abwärtstrend ausgehen. Daraus kann sich ein klares Kauf- bzw. Verkaufssignal ergeben. Im Rahmen einer solchen Betrachtung können Kursbewegungen durchaus besser prognostiziert werden. Vor allem eher spekulativ eingestellte Investoren, welche eher kurzfristig agieren, nutzen die Chartanalyse häufiger.
Die Fundamentalanalyse
Im völligen Gegensatz zur Chartanalyse beschränkt sich die Fundamentalanalyse nicht ausschließlich auf die Betrachtung des Kurses einer Aktie. Vielmehr geht es darum, Fakten auszuwerten bzw. zu beurteilen. So werden verschiedene Bewertungskriterien zusammengefasst, was letztlich eine Beurteilung erlaubt, ob die Aktie derzeit relativ „günstig“ oder eher „teuer“ gehandelt wird. Ein typisches Kriterium für die Fundamentalanalyse ist beispielsweise die Gewinnhöhe eines Unternehmen bzw. deren Entwicklung. Aber auch die sogenannten Fundamentalkennzahlen wie zum Beispiel Dividendenrendite und Kurs-Gewinn-Verhältnis (auch „KGV“) sind ausschlaggebend für diese Betrachtung. Während die Dividendenrendite angibt, welche prozentuale Höhe die Dividendenzahlung gemessen am aktuellen Aktienkurs hat, spiegelt das Kurs-Gewinn-Verhältnis wider, in wie vielen Jahren das Unternehmen mittels Gewinn theoretisch den Preis einer Aktieninvestition wieder erwirtschaftet hätte. Typischerweise wird die Fundamentalanalyse häufig nur für eher langfristig betrachteten Investitionsabsichten herangezogen.
Fazit
Niemand kann in die Zukunft sehen. Deshalb stellen sowohl Chart- als auch Fundamentalanalyse naturgemäß nur Hilfsmittel dar, welche die Wahrscheinlichkeit, bei der Annahme zukünftiger Kursentwicklungen richtig zu liegen, erhöhen können. Die Voraussetzung dafür ist natürlich eine jeweils korrekte Anwendung dieser Verfahren. Welche Bewertungsweg grundsätzlich der „bessere“ ist, ist jedoch Ansichtssache und kann objektiv kaum festgelegt werden. Einzig die klare Festlegung, dass die Fundamentalanalyse eher für langfristige Anlageabsichten geeignet ist, während die Chartanalyse vorrangig für kurzfristige spekulativ ausgerichtete Investitionen genutzt wird, kann vorgenommen werden.