Vom Kinderzimmer über die Uni-Bibliothek bis zum Büroraum: Wo auch immer ein Computer mit Internetverbindung steht, flackert früher oder später das unverkennbare blaue Facebook-Layout über den Bildschirm. Bereits 2010 überholte Facebook Google als meistbesuchte Internetseite der Welt. Etwa jeder zehnte Webseitenaufruf, der weltweit getätigt wird, findet auf Facebook statt – Tendenz weiterhin stark ansteigend. Und ein Ende dieses Aufwärtstrends ist lange nicht in Sicht.
In Kürze wird Facebook an die Börse gehen. Der Gesamtwert des Unternehmens wird dabei wahrscheinlich mit etwa 100 Milliarden US-Dollar veranschlagt werden. Der Unternehmenswert des Internetgiganten wäre damit deutlich höher als etwa der von McDonalds oder WaltDisney. Eine unglaubliche Summe, wenn man sich vor Augen hält, dass Google bei seinem Börsengang 2004 mit „nur“ 23 Milliarden US-Dollar bewertet wurde.
Doch der 27-jährige Facebook-Gründer und Vorstandsvorsitzende Mark Zuckerberg ruht sich nicht auf seinem Erfolg aus. Ganz im Gegenteil: Facebook ist auf dem besten Wege, seine Online-Vorherrschaft noch weiter auszubauen und sich auch immer weiter im Offline-Bereich zu etablieren. Schaut man sich Facebooks momentane und geplante Aktivitäten an, so erscheint das Ziel „Weltherrschaft“ gar nicht mehr ganz so abwegig wie es sich zunächst anhört.
Inhaltsangabe
Facebooks Übernahme von Instagram
Im April 2012 wurde die Übernahme des Unternehmens Instagram durch Facebook bekannt. Instagram kann man als eine Art Twitter für Bilder verstehen. Smartphone-User können über die Instagram-App Fotos erstellen und bearbeiten und über das Internet direkt mit Freunden und Followern teilen. Der erste öffentliche Version von Instagram wurde im Oktober 2010 veröffentlicht, bis zur Übernahme im April 2012 brachte es Instagram auf stolze 30 Millionen Nutzer und mehrere hundert Millionen hochgeladene Fotos. Facebook legte für die Übernahme eine Milliarde US-Dollar auf den Tisch. Das entspricht gut 30 US-Dollar pro Instagram-User. Facebook investiert damit nicht nur in den Foto-Hype und holt sich entsprechende Technologie und Know-How ins Boot, sondern schaltet gleichzeitig auch einen aufstrebenden Konkurrenten im Social Media Bereich aus.
Facebooks Übernahme von Tagtile
Wenige Tage nach der Instagram-Übernahme folgte die nächste: Facebook übernimmt für eine noch nicht bekannte Summe auch das Unternehmen Tagtile, das sich auf die Portierung von Rabattsystemen auf Smartphones spezialisiert hat. Die von Tagtile entwickelte Technologie funktioniert im Prinzip ähnlich wie die inzwischen weit verbreitete Payback-Karte. Anstatt aber eine Karte zuverwenden, können Kunden in Geschäften, die ein so genanntes „Tagtile Kit“ installiert haben, den im Kit enthaltenen „Tagtile Cube“ mit ihrem Smartphone scannen und auf diese Weise Rabattgutschriften und ähnliches erhalten. „Mobile Loyalty“ nennt Tagtile dieses Konzept. Der von Tagtile beschriebene Nutzen dieses Verfahrens lässt eindeutige Parallelen zu Facebooks Geschäftsmodell erkennen: „Verfolgen Sie ihren Kundenstamm, die Häufigkeit der Besuche und verwenden Sie unsere eingebauten Marketing-Tools um Kunden Angebote und Benachrichtigungen direkt auf das Smartphone zu senden“, heißt es auf deren Website.
Facebook wird Tagtile wahrscheinlich nicht nach dem ursprünglichen Konzept weiterführen, sondern ist hauptsächlich an der dahinterstehenden Technologie interessiert. In Zukunft möchte man so wohl nicht nur online, sondern auch offline Daten über Facebook-Nutzer sammeln, um so ein noch detailierteres digitales Abbild derer erstellen und nutzen zu können.
Facebook möchte auch Kleinunternehmer erreichen
Ein großer Anreiz für Unternehmer, Werbung auf Facebook zu schalten, ist die Möglichkeit, gezielt Kunden mit bestimmten Wohnorten anzusprechen. Der kleine Blumenladen an der Ecke oder der örtliche Schnellimbiss sollen, so ein erklärtes Ziel von Facebook, die zukünftigen Werbekunden von Facebook sein. Um dieses Ziel zu erreichen, geht man offensiv vor: Facebook möchte Werbung an Kleinunternehmen verschenken. Jeweils 100 Euro Werbeguthaben möchte man 50.000 westeuropäischen Kleinunternehmen kostenlos zur Verfügung stellen, um diese als dauerhafte Werbekunden zu gewinnen.
Vor diesem Hintergrund erscheinen Facebooks Investitionen in Smartphone-Technologien auch als äußerst kluger Schachzug. Denn was könnte für den Schnellimbiss noch effektiver sein, als bei Personen zu werben, die in der Nähe wohnen? Natürlich Werbung an Personen zu richten, die sich momentan in der Nähe des Imbisses aufhalten. In Zeiten von Geo-Tracking und einer für 2015 prognostizierten Smartphone-Dichte von in Deutschland nahezu 100% technisch kaum mehr ein Problem.
Facebook möchte als Email-Anbieter durchstarten
Seit 2010 bietet Facebook seinen Nutzern auch Email-Adressen an, die auf @facebook.com enden. Durchgesetzt hat sich das bisher wenig. Darzeit teilen sich GMX und Web.de mit jeweils etwa 25% Marktanteil die Marktführerschaft unter den deutschen Email-Anbietern. Gefolgt von T-Online, Yahoo, Googlemail und einigen weiteren. Facebooks Anteil am Email-Markt ist bisher unbedeutend klein. Das versucht man nun zu ändern, indem man jedem Nutzer automatisch eine Facebook-Email-Adresse zuweist. Was früher freiwillig war, bekommt bald also jeder Facebook-Nutzer, ob er möchte oder nicht. Facebook möchte da ansetzen, wo die Erfolgsgeschichte des Internets in den Achtzigerjahren erst so richtig begann. Denn wenn die Facebook-Nutzer erst mal anfangen, Emails über das Facebook Interface zu versenden, ist der Schritt nicht mehr weit, in der sie zwischen Email und Facebook-Nachricht erst gar nicht mehr unterscheiden. Gerade für junge Internetnutzer könnten die beiden Begriffe bald zu Synonymen werden und Facebook hätte sich einen Grundpfeiler des Internets gänzlich einverleibt. Auch hier könnte Facebook seine größte Stärke ausspielen: Das gesammelte Wissen über seine Nutzer. Facebook könnte das perfektionieren, was Google mit seinem Email-Dienst bereits betreibt: Zielgruppenorientierte Werbung direkt im Email-Interface. Während Google dafür hauptsächlich Informationen aus den Emails direkt gewinnt, könnte Facebook auch hier auf sein riesiges Netzwerk an Online- und Offline-Kundendaten zurückgreifen.
Ich bezweifle trotz allem, dass es klug war, eine Milliarde für Instagram zu zahlen. So viel ist ein noch nicht mal zwei Jahre altes Unternehmen ohne vernünftige Monetarisierung einfach nicht wert.
@Daniel
Auch Facebook ist sein Geld nicht wert. Oder wer kennt noch StudiVZ. Facebook hat ein Ablaufdatum wie jedes SocialNetwork das bisher da war. Sollte Facebook seine Firmenpolitik weiter so vorrantreiben Nutzer Dinge aufzuzwingen die Sie nicht möchten, kann es sehr schnell gehen…und die Nutzer wandern zum nächsten Portal.