Bahnprojekt Stuttgart 21 voraussichtlich 1,1 Mrd. Euro teurer als geplant

Von Demonstrationen begleitete Abrissarbeiten am Stuttgarter Hauptbahnhof 2010. Trotz inzwischen erfolgter Volksabstimmungen sorgen aktuelle Diskussionen um die Kosten des Projektes erneut für Zündstoff im Lager der Projektgegner. Ein Ausstieg ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kaum noch möglich. Bild: Mussklprozz

Am heutigen Mittwoch (12.12.2012) veröffentlichte die Bahn eine Neuberechnung der Kosten für das umstrittene Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“. Anstatt der bisher angesetzten 4,5 Milliarden Euro rechnet man nun mit Gesamtkosten in Höhe von 5,6 Milliarden Euro, das Projekt wird also voraussichtlich 1,1 Milliarden Euro mehr kosten als bislang geplant.

Die Mehrkosten wird die Bahn vermutlich komplett selbst tragen müssen. Das bestätigte auch Vorstandsmitglied Volker Kefer. Zwar sind an dem Projekt neben der Deutschen Bahn unter anderem auch noch das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart beteiligt, jedoch hatten diese bereits im Vorfeld angekündigt, sich an möglichen Mehrkosten nicht weiter zu beteiligen. Auch die Bundesregierung möchte keine weiteren Gelder zuschießen.

Von Demonstrationen begleitete Abrissarbeiten am Stuttgarter Hauptbahnhof 2010. Trotz inzwischen erfolgter Volksabstimmungen sorgen aktuelle Diskussionen um die Kosten des Projektes erneut für Zündstoff im Lager der Projektgegner. Ein Ausstieg ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kaum noch möglich. Bild: Mussklprozz

Auch ist längst nicht klar, ob es bei den 5,6 Milliarden Euro bleiben wird. Laut Deutscher Bahn bestehen weitere Risiken in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, denen lediglich Einsparmöglichkeiten von 200 Millionen Euro gegenüberstünden. Das Nachrichtenmagazin „Spiegel Online“ geht bereits jetzt von Gesamtkosten in Höhe von 6,8 Milliarden Euro aus und beruft sich dabei auf ein Gutachten der bekannten Unternehmens- und Strategieberatungsfirma McKinsey.

Bahnvorstand Grube gestand zwar ein, dass die Bahn die Mehrkosten zumindest teilweise selbst zu verantworten habe, betonte jedoch, dass auch die massiven Proteste der Bevölkerung zu hohen Mehrkosten geführt haben. Auch McKinsey weist auf hierdurch entstandene Kosten hin. Von den laut der Unternehmensberatung zu erwartenden Mehrkosten von 2,3 Milliarden Euro mache dies jedoch nur einen eher geringen Anteil von rund 400 Millionen Euro aus.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, der die Führungsrolle bei den Projektgegnern des Bahnprojektes einnimmt, lobte die Ehrlichkeit der Deutschen Bahn bei den jünsten Veröffentlichungen. Auch er befürchtet jedoch weitere Kosten, die weit über die von der Bahn eingeräumten 5,6 Milliarden Euro hinausgehen könnten. Dabei sind unter anderem die bisher weder von der Bahn, noch von McKinsey mit eingerechneten Kosten gemeint, die entstehen könnten, falls das Bauvorhaben nicht wie geplant bis zum Jahr 2021 fertiggestellt wird.

Die Arbeiten am Stuttgarter Bahnhof gehen derweil weiterhin wie geplant weiter. Zu einem Stop des Ende 2011 in einer Volksabstimmung legitimierten Projektes wird es aufgrund der Mehrkosten nicht kommen. Ein solcher wäre aufgund bestehender Verträge auch rechtlich höchst problematisch und mit hohen Kosten verbunden. Die Fertigstellung ist weiterhin für das Jahr 2021 geplant, der modernisierte Bahnhof soll dann die Verkehrsinfrastruktur im Stuttgarter Raum deutlich verbessern.

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