Das EU-Sorgenkind Griechenland ist möglicherweise gar nicht so arm wie bisher angenommen: Experten vermuten Öl- und Gasvorkommen im Wert von mehreren hundert Milliarden Dollar vor den griechischen Küsten.
Während hierzulande kaum ein Tag vergeht, an dem in den Nachrichten nicht über neue Hilfspakete und Schuldenschnitte für Griechenland berichtet wird, verfügen die Griechen über bislang viel zu wenig beachtete und genutze Möglichkeiten, sich selbst aus ihrem finanziellen Engpass zu befreien. Darauf wies nun auch nun ‚Focus Online‘ hin und beruft sich auf eine Studie des emeritierten griechischen Geologie-Professors Antonis Foscolos. Laut dieser Studie, die Foscolos dieses Jahr zusammen mit zwei Kollegen angefertigt hat, könnte Griechenland allein durch Ausschöpfung bestehender Erdöl- und Gasvorkommen in den nächsten 25 Jahren etwa 435 Milliarden Euro einnehmen.
Besonders vielversprechend sind dabei die Ölvorkommen im Ionischen Meer. Hier wären bei einer Beanspruchung durch Griechenland politisch wohl die wenigsten internationalen Auseinandersetzungen zu erwarten. Auch unmittelbar südlich der Insel Kreta werden große Vorkommen vermutet, hier müsste sich Griechenland jedoch zunächst mit Ägypten und Libyen einigen, die höchstwahrscheinlich ebenfalls Anspruch auf die hier vermuteten wertvollen Rohstoffe erheben dürften. Klar definierte Wirtschaftszonen gibt es in diesem Gebiet nicht.
Ähnliche Konflikte hatte es in der Vergangenheit bereits zwischen Griechenland und der Türkei um Ölfunde im ägäischen Meer gegeben. Jedoch liegt es bei weitem nicht nur an politischen Konflikten, dass die Nutzung der reichlich vorhandenen Bodenschätze in Griechenland so schleppend verläuft. Zwischen Endteckung eines Ölvorkommens und tatsächlicher Exploration vergehen in Griechenland oft Jahrzehnte.
Hauptgrund dürfte vielmehr auch hier die übermäßige Bürokratie sein. Zu oft wandern Akten von Schreibtisch zu Schreibtisch im ewigen Hin- und Her zwischen regionalen, kommunalen und nationalen Behörden bevor tatsächlich eine Entscheidung getroffen wird. Das ist bei der Verwertung der Bödenschätze genau wie in vielen anderen Bereichen eines der größten Probleme der Griechen.
Wie fast immer beim Thema Erdöl gibt es auch hier Gerüchte über eine Verstrickung der USA in das Geschehen. So kursiert etwa die Theorie, dass US-Ölkonzerne gezielt Einfluss auf die griechische Wirtschaftspolitik nähmen, um im Endeffekt nach einem völligen finanziellen Niedergang Griechenlands selbst günstig die entsprechenden Förderrechte erwerben zu können.
Immerhin scheint sich nun langsam doch etwas zu regen im trägen Griechenland: Bis Ende des Jahres will die Regierung Förderlizenzen für Gebiete in Nordgriechenland, in der Nähe der Stadt Ioannina, im Golf von Patras und nahe der Hafenstadt Katakolon verkaufen. Die in diesen Gebieten vorhandenen Ölvorkommen sollen einen Wert von gut 23 Milliarden Euro haben.