Praktiker AG in der Krise: Mitarbeiter sollen auf Gehalt verzichten

Bei der bereits seit 2009 in einer starken Krise befindlichen Baumarktkette „Praktiker“ sollen nun die Mitarbeiter über einen Gehaltsverzicht an der Sanierung des Unternehmens mitwirken. Ein Sprecher der Praktiker AG teilte am gestrigen Samstag (27.10.2012) mit, dass die Mitarbeiter in den kommenden zwei Jahren größtenteils auf Weihnachtsgelder und Prämienzahlungen verzichten müssten. Die regulären monatlichen Gehälter seien hingegen nicht betroffen. Insgesamt entspricht dies einer Kürzung der Jahresgehälter um etwa fünf Prozent und einer Einsparung von jährlich gut 17 Millionen Euro für den Konzern. Mit der Gewerkschaft Verdi habe man am Freitag bereits einen entsprechenden Tarifvertrag abgeschlossen.

Der Vorstand der Baumarktkette Praktiker hat sich mit der Gewerkschaft Verdi über einen Gehaltsverzicht der Mitarbeiter geeinigt. Weitere Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen beinhalten außerdem unter anderem eine Umflaggung vieler Praktiker-Märkte auf das zur Dachmarke gehörende Label „Max Bahr“. Bild: A.Savin

Praktiker-Chef Armin Burger bekräftigte umgehend die Wichtigkeit dieses für viele Mitarbeiter sicherlich zunächst schmerzlichen Schrittes. Der Gehaltsverzicht sei nötig, um die Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu sichern und ein „Meilenstein“ bei der Sanierung des Unternehmens.

Die Konzernführung knüpft damit an Sparmaßnahmen der vergangenen drei Jahre an. 2009 hatte es bereits eine Nullrunde bei den Bezügen der Führungskräfte und eine Dividendensenkung für die Praktikeraktien gegeben. In zahlreichen Filialen wurde zudem Kurzarbeit eingeführt, Expansionsbestrebungen wurden zunächst einmal auf Eis gelegt.

Im Zuge eines Restrukturierungsprogrammes soll ein Großteil der Praktiker-Märkte auf das Label der Familienmarke „Max Bahr“ umgeflaggt werden. Die Umbaumaßnahmen hierfür sind bereits im Gange, sieben Märkte sind bereits umgerüstet, für vierzehn weitere ist der Umbau für November geplant oder läuft bereits.

Der größte Unsicherheitsfaktor bei den Sanierungsbemühungen war bislang eine geplante Kreditaufnahme bei der Anchorage Capital Europe, die letzlich nicht zustande gekommen war. Seitens Anchorage seien für Praktiker nicht akzeptable Bedingungen gestellt worden. Anfang des Monats konnte Praktiker nun stattdessen mit der östereichischen Bank Semper Constantia, die ihrerseits Anteilseigner an der Praktiker AG ist, erfolgreich einen Kreditvertrag abschließen. Die dadurch nun gesicherte Finanzierung war eine wichtige Voraussetzung für die gestrige Einigung mit der Gewerkschaft Verdi.

Praktiker hatte für das dritte Quartal 2012 einen Verlust von 32 Millionen Euro ausweisen müssen. Dies hatte der Vorstand unter anderem damit begründet, dass die unsicheren Zukunftsaussichten des Unternehmens zu schlechten Verhandlungspositionen gegenüber Lieferanten und beeinträchtigter Warenverfügbarkeit geführt hätten. Aufgrund der nun gesicherten Finanzierung und der weiteren Einsparungen bei den Personalkosten könnte der Konzern hier nun zukünftig wieder etwas Aufwind erhalten.

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