10% Zinsen und mehr – Das Geschäft mit dem Dispokredit

Wer sein Geld nicht zuhause im Einmachglas aufbewahren möchte ist auf ein Girokonto angewiesen. Genauso wie die meisten Menschen ein Girokonto besitzen, haben die meisten Menschen selbiges schon mal überzogen und durften in diesem Zusammenhang mit dem Dispositionskredit Bekanntschaft machen. Während dies in der Regel eine einmalige Sache bleibt und man schleunigst zusieht, dass man wieder im Plus landet, entsteht für manche, aufgrund der hohen Zinssätze, eine Schuldenfalle, aus der man nur schwer entkommen kann. Dass es prinzipiell meist eine unerfreuliche Angelegenheit ist, sein Konto zu überziehen, versteht sich von selbst, doch wie eine kürzlich veröffentlichte Studie im Auftrag von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) zeigt, könnte es wesentlich weniger unerfreulich sein.

Zinssätze unter zehn Prozent findet man bei Dispokrediten selten. Und das obwohl die Banken laut einer aktuellen Studie durchaus deutlich niedrigere Zinssätze anbieten könnten. Bild: © Stefan Rajewski – Fotolia.com

Wie sich heraus stellt, stehen die Zinssätze für Dispokredite und die daraus resultierenden Einnahmen in keinem Verhältnis zu den Kosten, die den Banken durch das Dispogeschäft entstehen. Deutsche Banken verlangen im Durchschnitt zehn bis elf Prozent Zinsen, wenn das Girokonto überzogen wird. Den Spitzenwert, der bei 14,41 Prozent liegt, verlangt die Targobank. Manche Banken bieten Dispokredite für einen Zinssatz von acht bis neun Prozent. Noch teurer wird es, wenn man nicht nur das Girokonto, sondern gleich den Dispokredit überzieht. Laut besagter Studie könnten die meisten Kreditinstitute bereits bei einem deutlich niedrigeren Zinssatz profitabel arbeiten. Wer also schon immer das Gefühl hatte beim Dispokredit von seiner Bank übers Ohr gehauen zu werden, lag damit nicht ganz falsch.

Hoher Zinssatz trotz niedrigem Leitzins

Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt bei einem historischen Tiefstwert von 0,75 Prozent, er ist in den letzten vier Jahren um drei Prozent gesunken. Die Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Bremen, Irmgart Czarnecki, stellt fest, „dass die Kreditinstitute sich noch nie so günstig Geld leihen konnten wie heute, diesen Vorteil aber nicht an die Verbraucher weitergeben. Nur eine gesetzliche Deckelung kann diese Abzocke beenden“. Mit der Forderung nach einer gesetzlichen Regelung steht sie nicht alleine da. Kaum hatte Aigner die Studie im Bundestag vorgestellt, wurden überall Stimmen laut, die eine gesetzliche Obergrenze für Dispokredit-Zinsen fordern. Sowohl von Seiten der Verbraucherschützer, als auch seitens der Politik ist man sich darüber einig, dass Handlungsbedarf besteht. Carsten Sieling, der in der SPD als Finanzexperte gilt, hält beispielsweise Zinsen von fünf bis acht Prozent für angemessen, Zinsen auf dem bisher üblichen Niveau hält auch er für nicht weiter tragbar. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich gegen eine gesetzliche Regelung ausgesprochen. Das rot-grün regierte Baden-Württemberg plant im Bundestag eine Initiative für die Obergrenze der Dispokredit Zinssätze zu starten.

Die üblichen Verdächtigen

Wer letztlich die Schuld daran trägt, dass die Zinssätze für Dispokredite so hoch sind lässt sich nicht abschließend klären. Wenn man es sich leicht machen will, schiebt man den Banken die Schuld zu. Die haben die Zinsen schließlich festgelegt. Aber mal Hand aufs Herz, wissen Sie überhaupt wie hoch der Dispozins ihrer Bank ist? Würden sie die Bank wechseln, wenn sie feststellen würden, dass ihre Bank einen besonders hohen Dispozins hat? Ist die Höhe des Dispokredit-Zinssatzes überhaupt ein Kriterium, nach dem Sie entscheiden bei welcher Bank Sie ihr Girokonto eröffnen? Die meisten werden vor allem die letzten beiden Fragen mit einem „Nein“ beantworten. Wie so oft nutzt auch hier der Verbraucher seine Macht nicht. Entsprechendes Verhalten der Verbraucher könnte ein Eingreifen seitens der Politik überflüssig machen.

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