Die Euro-Schuldenkrise scheint immer weiter zu eskalieren, täglich hört man in den Nachrichten von neuen Milliardenkrediten für schwächelnde Euroländer, scheinbar unüberlegten Staatsanleihenkäufen durch die EZB und ähnlichem. Bei vielen Privatanlegern löst dies Misstrauen gegenüber der Politik und Angst um die eigenen Ersparnisse aus. Vor allem die Angst vor einer starken Inflation ist bei einigen Menschen enorm groß. Aus diesem Grund greifen diese verstärkt auf möglichst inflationsgeschützte Anlageformen zurück – zum Beispiel die Investition in Rohstoffe. Die wohl bekanntesten Anlagerohstoffe sind Gold und Silber. Doch in welchem Ausmaß macht eine solche Investition wirklich Sinn?
Grundsätzlich stimmt es, dass Edelmetalle gegenüber anderen klassischen Anlagewegen den Vorteil haben, dass ihr Wert im Wesentlichen erhalten bleibt. Auch bzw. besonders in wirtschaftlichen Krisenzeiten. In letzterer Situation wird der Kurs eines Edelmetalls sogar tendenziell steigen. Denn vor allem in wirtschaftlich schlechten Zeiten übertrifft die Nachfrage nach stabilen Werten die Menge des vorhandenen Angebotes. Allein die Tatsache, dass der Wert eines Edelmetalls aus Angebot und Nachfrage resultiert, sollte Privatanleger damit jedoch eher vorsichtig agieren lassen. Denn man sollte sich immer bewusst sein, dass dadurch starke Preisschwankungen und somit naturgemäß auch Verluste möglich sind. Die Investition in Edelmetalle – egal in welches speziell – sollte deshalb nur in relativ überschaubarem Maße geschehen.
Die Mischung ist entscheidend
Personen, die mit dem „großen wirtschaftlichen Zusammenbruch“ rechnen, legen häufig ihr komplettes Kapital in Form von Edelmetallen an. In einem solchen Extremfall mag das auch von Vorteil sein. Als wie wahrscheinlich man als Anleger dieses Szenario tatsächlich einschätzt, muss letztlich jeder selbst entscheiden, denn eine definitive Voraussage hierzu ist nicht möglich. Schenkt man jedoch den Einschätzungen führender Volkswirtschaftler und den historischen Daten Glauben, so erscheint es doch relativ unwahrscheinlich, dass es in den nächsten Jahren zu einem solchen Totalzusammenbruch kommen wird. Die derzeitige EZB-Politik wird sicherlich mittelfristig zu höheren Inflationsraten führen, an eine sehr schnelle Inflation im Sinne einer Hyperinflation glauben allerdings derzeit die meisten Experten nicht. Auch historisch gesehen waren bisherige Hyperinflationen in den meisten Fällen Folge eines Krieges und nicht einer fehlgeleiteten Finanzpolitik.
Geht es um eine rationale Entscheidung und darum, einen „vernünftigen Mittelweg“ zu finden, ist die Mischung der genutzten Finanzprodukte von Vorteil. Nach wie vor sollte der Großteil des verfügbaren Gesamtkapitals klassisch und verzinslich angelegt werden. Dafür können beispielsweise kurz- und mittelfristige Festanlagen dienen. Doch auch das Tagesgeldkonto bzw. der Geldmarktfonds sollten nicht fehlen. Denn wird Kapital unerwartet und kurzfristig benötigt, bietet diese Form der Anlage schnell und unkompliziert abrufbare Liquidität. Kündigungsfristen existieren nicht. Investitionen in Edelmetalle hingegen bedeuten aufgrund möglicher Schwankungen vor allem kurzfristig betrachtet ein relativ hohes Risiko. Außerdem muss der bei vielen Anbietern relativ hohe Spread, also die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, beachtet werden.
Dennoch können Anlagen in Edelmetalle hervorragend als Ergänzungsanlage dienen. Neben den beschriebenen Zinsprodukten können sie durchaus als Beimischung zur mittel- bis langfristigen Anlage genutzt werden. Und in diesem Zusammenhang bieten sie ihrem Anleger trotzdem den gewünschten Schutz vor starker Inflation – zumindest bezüglich des darin investierten Kapitals. Wie die genaue Aufteilung zwischen den einzelnen Anlageklassen aussehen sollte, ist individuell unterschiedlich. Sie hängt in erster Linie von den persönlichen Umständen und der Anlagementalität des betroffenen Anlegers ab.